1. Einleitung

 

Von welchen Faktoren hängt die Akzeptanz von Solaranlagen ab? Ist es der Kenntnisstand über die Technologie, sind es wirtschaftliche Überlegungen, das Umweltbewußtsein oder die Energiepolitik?

Nun gibt es unzählige Informationen zu diesem Thema, die sich je nach Interesse der Urheber massiv voneinander unterscheiden, einen Mittelweg gibt es hier kaum. Das führt in der Bevölkerung dazu, daß die Nutzung der Solarenergie entweder als Allheilmittel gesehen, oder sie völlig abgelehnt wird. Beides ist mit Sicherheit nicht zutreffend; erneuerbare Energien müssen dort eingesetzt werden, wo ihr Einsatz sinnvoll und akzeptabel ist.

Einen Ansatzpunkt dieser Arbeit muß die Akzeptanzforschung darstellen. Das Thema Technikakzeptanz kann nicht in wenigen Sätzen abgehandelt werden; dies zeigt schon allein die Fülle an Publikationen zu diesem Thema. Es wird immer wieder deutlich, daß die Einstellung der Menschen zur Technik ein vielschichtiges, oft sogar widersprüchliches Bild vermittelt, und es schwer fällt, klare Aussagen zu treffen. Ziel soll es hier sein, diejenigen Faktoren zu betrachten, die Einfluß auf die Akzeptanz von Solaranlagen nehmen. Hierzu werden die Resultate der Umfrage (siehe Anhang) zu Rate gezogen.

Presse, Literatur und vor allem Veröffentlichungen der Industrie kann man immer wieder eine hohe Technikfeindlichkeit speziell der Deutschen entnehmen.

Abbildung 1.1

Mit meiner Untersuchung kann ich dieses Bild allerdings nicht bestätigen. Fragt man nach der Einstellung zur Technik, zeigen 87,7 % der Befragten eher eine positive Einstellung zur Technik (von den über das Internet befragten sogar 96%), 10,6 % eher eine negative Einstellung (Internet: 2,3%). Wenig überraschend ist die Tatsache, daß die positive Einstellung zur Technik mit zunehmender Alter absinkt. Die älteren Menschen sind oft im Umgang mit der modernen Technik überfordert; als Beispiel sei hier nur der Umgang mit Fahrkartenautomaten genannt. Nicht umsonst hört man so oft: "Früher war alles besser!"

Weniger verständlich ist die relativ geringe positive Einstellung der weiblichen Bevölkerungsschicht unter 25 Jahren. Gründe hierfür könnten der zunehmende Zwang, mit moderner Technik umzugehen zu müssen, sowie die angespannte Lage am Arbeitsmarkt, unter anderem infolge der Automatisierung mit moderner Technik, sein. Oswald Sprenglers Worte könnten da nicht deutlicher sein: "Der Herr der Welt wird zum Sklaven der Maschine. Sie zwingt ihn, uns, und zwar alle ohne Ausnahme, ob wir es wissen wollen oder nicht, in die Richtung ihrer Bahn. Der gestürzte Sieger wird von dem rasenden Gespann zu Tode geschleift."[1]

Als weitere Indikatoren für die Messung der Technikakzeptanz wird gerne nach dem Überwiegen von angenehmen oder unangenehmen Seiten der Technik gefragt, danach, ob der Fortschritt der Technik das Leben immer einfacher oder immer schwieriger macht oder ganz allgemein, ob die Technik alles in allem eher ein Fluch oder ein Segen für die Menschheit ist.

 

Abbildung 1.2

Fragt man nach den angenehmen und unangenehmen Seiten, so zeigt sich ein deutlich altersabhängiges Bild. Auch wenn mit zunehmenden Alter die Technik negativer beurteilt wird, wird deutlich, daß mit zunehmenden Alter gleichzeitig die angenehmen Seiten der Technik immer stärker gewichtet werden. Ein signifikanter Unterschied zwischen Antworten per Brief und Antworten aus dem Internet ist hier nicht feststellbar.

Dasselbe Bild zeigt sich auch bei der Auswertung der Frage, ob die Technik alles in allem eher ein Fluch oder eine Segen für die Menschheit ist:

Abbildung 1.3

Eine interessante Reaktion auf die Umfrage in diesem Zusammenhang zeigt einen Grund hierfür. Eine Frau aus der Bevölkerungsschicht der über 60jährigen schreibt: "Die uralte, leidige Schulaufsatzfrage nach dem Fluch oder Segen beantworte ich positiv. Jede und jeder aus meiner Generation müßte das tun. Wer als Kind in klammen Betten, die notdürftig mit Wärmflaschen stellenweise temperiert wurden, nächtigen mußte, wer sich mit absolut frischem Wasser aus der Pumpe zur täglichen Körperpflege genötigt sah, wer Eisblumen an den Fenstern zwar poetisch und dekorativ, aber nicht der Gemütlichkeit dienlich fand u. v. m. und sich daran erinnert, daß früher eben nicht alles besser war – muß ehrlicherweise die Frage so beantworten."

Die jüngere Generation wurde mit all diesen unangenehmen Seiten nicht in dem Maße konfrontiert, vielmehr ergeben sich aus der Technik heraus neue Probleme; es ist daher nicht erstaunlich, daß den angenehmen Seiten der Technik kein so hoher Stellenwert zugeordnet wird, wie es bei den älteren Bevölkerungsschichten der Fall ist.

Gerade die von der Industrie vorgeworfene Technikfeindlichkeit dürfte letztendlich auf einem übersättigten Markt beruhen. Die Ergebnisse lassen allerdings auf eine gewisse Trägheit schließen, die mit zunehmendem Alter deutlicher wird. Zwar sinkt die positive Einstellung zur Technik, aber die angenehmen Seiten werden immer höher geschätzt. Die Bereitschaft, in eine neue Technologie zu investieren, wird also aufgrund von Skepsis und Unverständnis ihr gegenüber mit dem Alter sinken, auch wenn die daraus resultierende Wirkung wahrscheinlich als Segen oder zumindest als angenehm betrachtet werden würde.

Technikakzeptanz ist also kein direkt meßbares Phänomen. Sie hängt, wie oben gesehen, zum einen vom Alter, zum anderen von der Art der Technik ab. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Faktor in diesem Zusammenhang ist die Diskrepanz zwischen Einstellung und Verhalten.[2] Der überwiegende Teil der Bevölkerung spricht sich z.B. für eine Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs aus, aber die Kilometerleistung pro Person wird immer höher. Hier wird die Diskrepanz zwischen der Handlungsbereitschaft und der tatsächlichen Handlung besonders deutlich.

Dieses Problem ist auch im Zusammenhang mit der Konkretisierung der Handlung zu sehen. Je konkreter ein Plan wird, desto höher steigt auch die Akzeptanzschwelle für die Durchführung. So kann man von der Idee der Anschaffung einer Solaranlage begeistert sein, zum Bau muß es aber längst nicht kommen. Die Gründe liegen hier in den vielen Steinen, die auf dem Weg zum Bau hin liegen, seien sie objektiver oder subjektiver Natur.

Der wichtigste die Akzeptanz beeinflussende Faktor ist, wie eine von vielen Studien zur Technikakzeptanz zeigt, die Umweltfreundlichkeit, die von einer neuen Technik erwartet wird. Goppel ist sogar davon überzeugt, "daß mit Technikfolgenforschung, verstanden als ein Teil einer umfassenden Umweltforschung, ein wichtiger Beitrag zur Steigerung der Technikakzeptanz geleistete werden kann."[3] Um akzeptiert zu werden, muß die neue angewandte Technik die Umweltqualität deutlich verbessern. Dies ist sowohl bei solarthermischen (siehe Wagner H. J., 1995) als auch bei photovoltaischen Anlagen gegeben. Eng damit verbunden ist das Nachhaltigkeitsdenken, welches sich in der Bevölkerung durchsetzt, also unter anderem die Pflicht des Übergebens einer intakten Umwelt an die nächsten Generationen, ohne beispielsweise nicht-regenerative Energiequellen übermäßig zu belasten.

Als weiteres Kriterium für die Akzeptanz sind die Investitionskosten zu nennen. Am günstigsten ist eine Solaranlage, wenn sie beim Neubau eines Hauses gleich mit eingeplant wird. Aber gerade in dieser Phase achtet der Erbauer auf jeden Betrag, den man irgendwie einsparen kann. Eine Solaranlage wird demzufolge zuerst einmal als nicht leistbarer Luxus angesehen. Hinzu kommt, daß der Käufer in den seltensten Fällen auf die Möglichkeit des Einbaus einer Solaranlage hingewiesen wird und ihm Gas oder Öl geradezu aufgedrängt werden. Die Umfrage zeigt, daß das Problem der hohen Investitionskosten bei weitem stärker gewichtet wird, als das der Wirtschaftlichkeit.

Über die Hemmnisse bei der Realisierung von Solaranlagen soll aber noch an anderer Stelle diskutiert werden.

Die Betrachtung der physikalischen Grundlagen bei der Nutzung von Solaranlagen ist im Zusammenhang mit der Akzeptanz ein Muß; letztendlich liegt hier die Entscheidung über den Sinn oder Unsinn von Solaranlagen. Kapitel 2 soll daher eine kurze Abhandlung über unsere Sonne und deren Strahlung, die auf unserer Erde ankommt, darstellen. Kapitel 3 soll die Notwendigkeit des Einsatzes von Solaranlagen verdeutlichen, bevor diese dann im Kapitel 4 näher betrachtet werden. Kapitel 5 stellt verschiedene Förderprogramme vor, um in Kapitel 6 über die Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen sowohl unter betriebswirtschaftlicher als auch unter volkswirtschaftlicher Betrachtungsweise urteilen zu können. Kapitel 7 stellt schließlich die Umfrageergebnisse vor und zeigt Akzeptanzprobleme und Hemmnisse bei der Anschaffung einer Solaranlage auf. Hierbei werden auch mögliche Ansätze zur Lösung derselben besprochen.

1 Sprengler, O., 1931: 75

2 Renn, O., Zwick, M. M., 1997: 13

3 Goppel, T., 1990, In: Kistler, E., Jaufmann, D., 1990: 14

 

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