4. Solaranlagen

4.1 Solarthermische Anlagen

Solarthermische Anlagen gibt es in vielen Ausführungen; von einfachen Absorbern über Thermosiphon-Anlagen bis zu den leistungsfähigen Vakuumröhren-Kollektoren. Die Einsatzgebiete für solarthermische Anlagen liegen in der Regel in der Erwärmung von Schwimmbädern, in der Brauchwassererwärmung, der Heizungsunterstützung und in der solaren Kühlung, die hier nur am Rande erwähnt sei. Dieses Kapitel soll die Einzelkomponenten solarthermischer Anlagen mit Schwerpunkt auf dem Kollektor beschreiben, einige Systeme vorstellen und gewisse Punkte der Wirtschaftlichkeit in Vorbereitung auf Kapitel 6 aufgreifen.

Allgemeine Funktionsweise einer thermischen Solaranlage

Es werden im folgenden Systeme im Niedrigtemperaturbereich betrachtet, d.h. Systeme für die Bereitstellung von Nutzwärme bis 100°C.

Ein Sonnenkollektor wandelt die elektromagnetische Strahlung der Sonne in Wärme um, um damit letztendlich Wasser zu erwärmen. Die kurzwellige Strahlung der Sonne wird dabei von einem Absorber absorbiert, der seinerseits langwelligere Wärmestrahlung emittiert, vergleichbar mit einer dunklen Oberfläche, die sich in der Sonne aufheizt. Die vom Absorber aufgenommene Wärme wird an eine zirkulierende Flüssigkeit weitergegeben, welche die gewonnene Wärme in einen Speicher abtransportiert. Im einfachsten Fall ist dies das zu erwärmende Wasser selbst (sog. offene Systeme). In unseren Breiten ist dies nicht möglich, da im Winter die Zirkulation und damit der Wärmetransport durch das Einfrieren der Flüssigkeit gestoppt und der Kollektor durch die Kraft des sich ausdehnenden Eises geschädigt würde. Die Wärme wird daher zuerst an ein Wärmeträgermedium (üblicherweise Wasser mit Frostschutzmittel) abgegeben, welches dann erst im Speicher über einen Wärmetauscher die Wärme an das Brauchwasser abgibt (sog. geschlossene Systeme).

Eine solarthermische Anlage besteht also aus vier Hauptbestandteilen: Dem Sonnenkollektor, dem Solarkreis, dem Speicher, und in geschlossenen Systemen die Solarregelung.

Der Sonnenkollektor

Abbildung 4.1.1 zeigt einen Sonnenkollektor:[1]

1 transparente Abdeckung

2 Gehäuse mit Isolierung

3 Absorber mit Leitungssystem

Herzstück des Kollektors ist der Solarabsorber, der üblicherweise aus Kupfer, seltener aus Aluminium oder Edelstahl besteht. Er absorbiert die kurzwellige Strahlung der Sonne und ist so gebaut, daß er möglichst wenig langwellige Wärmestrahlung emittiert. Dies wird durch eine selektive Beschichtung erreicht, die galvanisch oder im sogenannten Vakuumverfahren aufgetragen wird. Dadurch werden etwa 90% der einfallenden kurzwelligen Strahlung absorbiert, aber nur 7-15% der langwelligen Wärmestrahlung emittiert. Absorber mit der neuesten Beschichtung TiNOX (Tiatannitrit und Titanoxid) weisen schon Werte von 95% für die Absorption und 5% für die Emission auf.[2]

Der Absorber wird in der Regel in einen zu den Seiten hin wärmegedämmten und nach oben hin verglasten Kollektorkasten eingebaut, damit möglichst wenig Wärme an die Umgebung abgegeben wird. Um die Verluste im Kollektor weiter zu minimieren, wird der Innenraum des Kollektorkastens oft evakuiert (Flachvakuum-Kollektoren). Um ein Implodieren des Kastens zu vermeiden, wird die Glasabdeckung des Kollektors durch zahlreiche Stege auf dem Gehäuseboden abgestützt. Eleganter läßt sich das Vakuum mit Vakuumröhren-Kollektoren verwirklichen. Wie in einer Thermoskanne ist der Absorber von einer evakuierten Röhre umgeben. Die Röhrenstruktur ist von Natur aus stabil genug, um dem Druck von außen standzuhalten.

Um möglichst jeden Sonnenstrahl verwerten zu können, sind zwischen den Absorbern auf dem Gehäuseboden Spiegel angebracht, die das Licht zurück auf den Absorber lenken. Vakuumröhren-Kollektoren galten in der Anfangszeit ihrer Entwicklung als kostspielige Exoten, erreichen aber durch Fertigungsfortschritte gegenwärtig vergleichbare Preis/Leistungs-Verhältnisse wie Flachkollektoren.[3] Durch ihre meist bessere thermische Isolation sind mit ihnen bei den niedrigen Umgebungstemperaturen des Winterhalbjahres größere Energiegewinne zu erzielen.

Trotz weitgehend ausgereifter Technik sind Energieverluste im Kollektorsystem nicht zu vermeiden. Ein Teil der Strahlung wird schon vor Eintreten in den Kollektor von der Abdeckung reflektiert; dies sind die optischen Verluste. Im Kollektorkasten kommt es zu weiteren thermischen Verlusten: Ein geringer Teil der Strahlung wird von der Glasscheibe absorbiert, ein anderer Teil geht durch Konvektion im Kollektorkasten verloren, weitere Verluste entstehen durch Reflexion am Absorber, durch dessen Wärmeabstrahlung und durch die nicht verlustfreie Wärmeleitung. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Verbindung von der Absorberoberfläche zum Leitungssystem. Wärmetechnisch optimal sind stoffschlüssige Verbindungen über einen Großteil des Rohrumfanges bei Querschnittszunahme des Absorberblechs in Richtung Rohr.[4]

Integriert man die Effekte über alle Eigenschaften der Kollektorkomponenten, so ist das Resultat eine Wirkungsgradkennlinie. Bei einem Kollektor kann nicht von einem konkreten Kollektorwirkungsgrad gesprochen werden, da immer ein funktionaler Zusammenhang zwischen den Betriebsbedingungen und einem momentanen Wirkungsgrad existiert. Um einen konkreten Wirkungsgradfaktor festzulegen, müssen die Betriebsbedingungen daher festgelegt sein. Dieses bietet sich für den Vergleich verschiedener Kollektoren an und wird beispielsweise an der Ingenieurschule Rapperswil in der Schweiz durchgeführt. Der Kollektorwirkungsgradfaktor F´ wird dort folgendermaßen definiert:

"An einer beliebigen Position des Absorbers ist F´ das Verhältnis des momentan nutzbaren Energiegewinns zu dem nutzbaren Energiegewinn, der auftreten würde, wenn die Absorberplattentemperatur identisch der lokalen Fluidtemperatur wäre."[5] Einfacher ausgedrückt heißt dies: Der Kollektorwirkungsgrad gibt das Verhältnis des momentan nutzbaren Energiegewinns zu dem im Absorber höchst möglichen Energiegewinn an. Er ist am größten, wenn keine Nutzleistung entnommen wird und die Kollektor- gleich der Umgebungstemperatur ist. In Abbildung 4.1.2 ist dies der Schnittpunkt der einzelnen Kurven mit der y-Achse. Detaillierte Informationen zu der Bestimmung der Kollektorwirkungsgrade und über den Vergleich verschiedener Kollektortypen können von der Ingenieurschule Rapperswil über das Internet unter der Seite http://www.solarenergy.ch/SPF bezogen werden.

Abbildung 4.1.2 zeigt Wirkungsgradkennlinien bei unterschiedlichen Einstrahlungen:[6]

Der Wirkungsgrad eines Kollektors ist also um so höher, je geringer die Temperaturdifferenz zwischen der Kollektor- und der Umgebungstemperatur und um so höher die Einstrahlung ist. Mit zunehmender Temperaturdifferenz nehmen die Wärmeverluste zu, bis irgendwann dieser Temperaturverlust gleich dem Energiegewinn ist. Dieser Punkt wird Stagnationspunkt genannt. Aus ihm läßt sich auch die Stillstandstemperatur des Kollektors entnehmen. Ohne Zirkulation würde bei dem Flachkollektor aus Abbildung 3.1.2 bei einer Einstrahlung 1000 W/m² eine Stillstandstemperatur von etwa 130°C auftreten. Bei Vakuumröhren-Kollektoren können diese bei einer Einstrahlung von 1000 W/m² Stillstandstemeperaturen von über 200°C erreichen.[7] Die Kollektormaterialien müssen für diese Temperaturen konzipiert sein, damit der Kollektor nicht durch Überhitzung zerstört wird.

Der Solarkreis

Der Solarkreis sorgt für den Transport der Sonnenwärme in den Speicher. Dazu gehören sowohl die Leitungen als auch die Wärmeübertragung in den Speicher. Wie oben erwähnt, erfolgt diese in unseren Breiten über ein frostsicheres Wärmeträgermedium. Auch wenn die hier besprochenen Anlagetypen im Niedertemperaturbereich arbeiten, kann sich das Wärmeträgermedium im Solarkreislauf durch die hohen Temperaturen, die im Kollektor auftreten können, auf weit über hundert Grad Celsius erwärmen und würde verdampfen. Dies wird verhindert, indem der Solarkreis unter Druck gehalten wird; üblich sind hierbei etwa 6 bar. Der Rohrdurchmesser sollte auf die Kollektorfläche und die nötige Rohrlänge bis zum Speicher abgestimmt sein. Der Durchfluß sollte so geregelt sein, daß auf der einen Seite die Temperatur im Kollektor nicht zu hoch wird – damit würden die Wärmeverluste steigen – und daß auf der anderen Seite durch einen zu großen Durchfluß nicht unnötig viel Pumpenergie verschwendet wird. Der Solarkreis muß auch auf das Wärmeträgermedium selbst abgestimmt sein. Denn unterschiedliche Wärmeträgermedien (in der Regel eine Mischung aus Wasser und Glykol) bedingen auch unterschiedliche Stoffwerte (größere Dichte, höhere Viskosität, geringere spezifische Wärmeleitfähigkeit). Es wird hier schon deutlich, wie groß der Einfluß einer intelligenten Solarregelung (s.u.) auf die Effizienz einer Solaranlage ist. Mit der Erwärmung des Wärmeträgermediums ist auch eine Ausdehnung desselben verbunden; um die Solaranlage vor Beschädigungen zu schützen, ist daher ein Ausdehnungsgefäß nötig.

Der Speicher

Im Speicher angekommen, muß die Wärme des Wärmeträgermediums über einen Wärmetauscher an das Brauchwasser abgegeben werden. Um auch die Versorgung an Tagen mit schlechter Witterung sicherzustellen, sollte der Speicher in der Regel den zwei- bis dreifachen Tagesbedarf an Warmwasser fassen. In der Regel befindet sich im unteren Speicherbereich der Wärmetauscher für den Solarkreis und im oberen Bereich der Wärmetauscher für die Nachheizung. So kann auch bei schlechter Witterung der Solarkreis das Wasser auf eine bestimmte Temperatur bringen; die Nachheizung übernimmt den Rest. Wird das warme Wasser in den unteren Speicherbereich mit den niedrigen Temperaturen zugeführt, so kommt es durch das aufsteigende warme Wasser zu Verwirbelungen. Dies ist unerwünscht, da nicht vorrangig das gesamte Speichervolumen erhitzt werden soll, sondern zuerst einmal ein Teil, der möglichst schnell warm werden und zur Verfügung stehen soll. Im Idealfall soll also die Temperatur im Speicher von oben – wo das Brauchwasser entnommen wird – nach unten abnehmen. Die Verwirbelung kann vermieden werden, indem das vom Kollektor zur Verfügung gestellte Wasser durch mehrere Auslässe direkt in die Schicht des Speichers eingeführt wird, die auf dem selben Temperaturniveau liegt.

Die Solarregelung

Befindet sich der Speicher nicht oberhalb der Kollektorfläche, wie bei Thermosiphon-Anlagen, dann stellt sich kein natürlicher Kreislauf vom Kollektor in den Speicher ein. Dieser Kreislauf muß daher künstlich durch eine Umwälzpumpe eingeleitet werden. Ein ständiger Kreislauf wäre allerdings nicht sinnvoll, insbesondere wenn die Temperaturdifferenz zwischen Kollektor und Speicher negativ ausfällt. Die Umwälzpumpe wird daher von einer elektronischen Regelung gesteuert, welche diese Temperaturdifferenz mißt und entsprechend den Kreislauf in Gang bringt. Wie oben schon erwähnt, sind neben der Temperaturdifferenz die Dimensionen der Rohrleitung und die physikalischen Eigenschaften des Wärmeträgermediums von Bedeutung.

 

Um optimale Erträge zu erzielen, müssen die einzelnen Komponenten gut aufeinander abgestimmt werden. Weiterhelfen können hier Simulationsprogramme, die alle oben beschriebenen Faktoren berücksichtigen. Informationen zu diesen Programmen sind im Internet erhältlich. Dem Buch von Quaschning liegt eine CD mit diversen Demoprogrammen bei. In bezug auf solarthermische Anlagen sind dies z.B.: GetSolar, GOMBIS, Polysun, SolarSizer, T*Sol und viele mehr. Natürlich sind die Programme nur so gut wie ihre Algorithmen. In jedem Fall sollte dem Kauf einer Solaranlage eine möglichst genaue Ermittlung des Warmwasserbedarfs vorausgehen. Je nach Gewohnheiten können hier relativ große Unterschiede vorliegen.

 

Es gibt viele Möglichkeiten, die einzelnen Komponenten zu koppeln; es ist nicht möglich, hier die Vielfalt der Komponenten und Kombinationen aufzuzählen. Dies soll aber auch nicht Ziel dieser Arbeit sein. Was im Rahmen dieser Arbeit von Interesse ist, ist die Frage nach der richtigen Solaranlage für einen bestimmten Einsatzfall. Für den Anwender im Niedrigtemperaturbereich kommen dabei in erster Linie in Frage:

 

 

Um diese Entscheidung zu treffen, ist ein weiterer Blick auf die Kollektorwirkungsgrade der verschiedenen Kollektortypen notwendig:

Abbildung 4.1.3 zeigt Wirkungsgradkennlinien und Arbeitsbereiche verschiedener Kollektortypen bei einer Einstrahlung von 1000 W/m²:[8]

Für die Schwimmbaderwärmung zeigen sich einfache Absorber als am besten geeignet. Eine Umwälzpumpe ist ohnehin Bestandteil eines jeden größeren Freibades, aber auch im privaten Bereich lohnt sich der Betrieb einer Pumpe, um eine Anlage zur Schwimmbaderwärmung zu betreiben. Im Prinzip muß das Wasser nur durch einen langen, schwarzen Schlauch gepumpt werden, wo sich das Wasser schneller erwärmt, als es im Schwimmbad selbst der Fall wäre. Das Wasser muß nur geringfügig erwärmt werden, so daß kleine Temperaturunterschiede zwischen Kollektor- und Umgebungstemperatur völlig ausreichend sind. Wie Abbildung 4.1.3 zeigt, ist in diesem Fall der Kollektorwirkungsgrad sogar höher als der von Flachkollektoren oder Vakuumröhren-Kollektoren. Dies ist auch einsichtig, denn ein Absorber, der nicht mit Glas abgedeckt ist, erleidet auch weniger optische Verluste. Für die Erwärmung eines Hallenbades wären dagegen einfache Absorber ungeeignet. Hier wäre ein Betrieb bei höheren Temperaturdifferenzen notwendig, womit eine entsprechend höhere Energieabgabe des Absorbers an die Umwelt verbunden wäre. Die Energie ginge zum einen durch Konvektion an die Umluft, zum anderen durch Rückstrahlung verloren. Dasselbe gilt natürlich auch in höherem Maße für die Brauchwassererwärmung. Quaschning[9] zeigt, daß der Heizenergiebedarf eines Schwimmbades, welches in der Saison ohne Abdeckung auf 23°C gehalten wird, vollständig durch eine Solaranlage gedeckt werden kann. Dazu wäre eine Absorberoberfläche von 50-80% der Beckenoberfläche notwendig. Es steht heute außer Frage, daß solche Systeme wirtschaftlich arbeiten; viele Betreiber von Freibädern scheuen allerdings die Investitionskosten und lassen sich die nicht unerhebliche langfristige Kostenersparnis entgehen. In der Schweiz sind die Betreiber von Swimmingpools seit 1992 verpflichtet, bei Neubau oder Renovierung der Heizungsanlage ihres Freibades zu gewährleisten, daß mindestens 50% der Wärme für die Freibadbeheizung aus regenerativen Energien stammen.[10]

Für die Erwärmung von Brauchwasser kommen verschiedene Anlagetypen in Frage. Der einfachste Typ ist die Thermosiphon-Anlage.

Abbildung 4.1.4 zeigt den Aufbau einer Thermosiphon-Anlage:[11]

 

Bei diesem System wird die Zirkulation des Wärmeträgermediums durch die Schwerkraft ausgelöst. Durch die Erwärmung im Kollektor verringert sich dessen Dichte und erfährt gegenüber dem kalten Medium einen Auftrieb, wie ein Heißluftballon in der Luft; das warme Medium ist "leichter" als das kalte Medium und steigt nach oben (Vorlauf). Das warme Wärmeträgermedium steigt also in den Speicher auf, wo es die Wärme abgibt, dadurch an Temperatur verliert, absinkt und zurück zum Kollektor fließt (Rücklauf). Dieses System macht es nötig, daß der Speicher sich oberhalb des Kollektors befindet, damit der Kreislauf überhaupt erst in Gang kommen kann. Thermosiphon-Anlagen sind sehr preiswert, da eine komplexe Regelung entfällt. Sie sind daher auch in unseren Breiten Konkurrenz für die teueren Flach- und Vakuumröhren-Kollektoren, die jedoch einen höheren Wirkungsgrad aufweisen. Ein weiteres Problem bei Thermosiphon-Anlagen ist räumlicher Natur. Der Speicher muß sich ja oberhalb des Kollektors befinden, was beim Bau nicht immer machbar ist.

Anlagen mit Flachkollektoren, Vakuumflachkollektoren und Vakuumröhren-Kollektoren sind sich bei Betrachtung des Gesamtsystems sehr ähnlich. Unterschiede liegen hier lediglich im Kollektortyp und dessen Leistungsfähigkeit. Vakuumröhren-Kollektoren weisen den höchsten Wirkungsgrad auf, Flachkollektoren den niedrigsten. Mit dem Preis verhält es sich ebenso. Man kann daher nicht im voraus sagen, ob der Kollektor mit dem höchsten Wirkungsgrad auch die beste Lösung ist; wie schon erwähnt, darf hier die Eignung von Thermosiphon-Anlagen keineswegs unterschätzt werden. Es sollte daher mit Hilfe von Berechnungen oder Simulationsprogrammen geklärt werden, welche Anlage die sinnvollste Lösung ist.

Abbildung 4.1.5 zeigt den Aufbau einer Solaranlage mit Zwangsumlauf:[12]

Bei der Heizungsunterstützung kommt es schon eher auf den Wirkungsgrad an; Thermosiphon-Anlagen haben sich auf diesem Gebiet nicht als brauchbar erwiesen. Bei selektiven Flachkollektoren und Vakuumröhren-Kollektoren gleichen die Preisunterschiede in der Regel den niedrigeren Wirkungsgrad aus; Vakuumröhren-Kollektoren haben hier den Vorteil des geringeren Platzbedarfs. Der Beitrag, den die Anlage zur Heizungsunterstützung beitragen soll, ist höchstgradig von der Wärmedämmung des Hauses abhängig. PESAG setzt sich der Energieverbrauch im Haushalt etwa zu 75% aus Heizung, zu 12% aus Warmwasser und zu nur 10% aus Strom für Haushaltsgeräte zusammen.[13] In Neubauten mit erhöhtem Wärmedämmstandard nach Wärmeschutzverordnung von 1995 oder nach Niedrigenergiehausstandard nimmt der Energiebedarf für die Heizung im Verhältnis zum Energiebedarf für die Wassererwärmung ab. Auch bei großen Kollektorflächen reicht die durch Sonnenkollektoren gewinnbare Energie nicht zur Deckung des gesamten Heizbedarfs aus; die Heizung wird also vornehmlich in der Übergangszeit unterstützt. Neben einer größeren Kollektorfläche ist bei Anlagen zur Heizungsunterstützung ein größerer Speicher notwendig. Es empfiehlt sich hier ein Kombispeicher, bei dem der Brauchwasserspeicher im Inneren des Heizwasserspeichers liegt. Der Bund der Energieverbraucher bietet beispielsweise mit PHÖNIX C plus´99 eine Anlage mit 13,8 m² Flachkollektoren und einem Kombispeicher mit einem Volumen von 750 Litern an.[14] Andere Anbieter schlagen pro m² Kollektorfläche 100 Liter Speichervolumen vor.

Abbildung 4.1.6:[15]

Solares Kühlen

Die solare Klimatisierung von Gebäuden ist ein hochinteressantes Thema, welches erst in jüngster Zeit an Bedeutung gewinnt. Ein Vorteil dieser Technik ist die Parallelität von solarem Energieangebot und Kältebedarf. Die Zeitschrift "SONNENENERGIE" der DSG beschäftigt sich mit diesem Thema ausführlich in der Ausgabe 1/99. Folgende Abbildung zeigt Verfahren zur Gebäudeklimatisierung.

Abbildung 4.1.7 zeigt Verfahren zur Kälteerzeugung aus Solarstrahlung:[16]

 

Bei diesen Anlagen wird im Prinzip dem Medium (z.B. Wasser), welches zur Kühlung verwendet werden soll, soviel Energie – also Temperatur – entzogen, daß damit Räume, bzw. Gebäude klimatisiert werden können. Dies geschieht durch das Verdampfen einer Flüssigkeit, die sich die dazu nötige Energie eben aus dem zur Kühlung verwendeten Wasser nimmt. Die Technik im einzelnen ist zu kompliziert, um sie hier in Kürze abzuhandeln. Ich verweise daher zum einen auf die Ausgabe 1/99 der Zeitschrift "Sonnenenergie" und zum anderen die Bücher von Hindenburg C., 1998 und Nenning H.-M., 1997.

 

 

Bei allen Anlagen muß vor einer zu großen Dimensionierung gewarnt werden. Betriebswirtschaftlich gesehen ist es günstiger, auch in den Sommermonaten nachzuheizen, als zuviel Energie zu produzieren, die ungenutzt bleibt. Die Größe der Solaranlage hängt selbstverständlich von dem Beitrag ab, den sie zur Wärmeversorgung liefern soll. Unabhängig davon gilt jedoch, daß alle Komponenten gut aufeinander abgestimmt sein müssen, um optimale Erträge zu erzielen.

Je nach Anwendung gibt es grobe Richtwerte, die eine erste Orientierung bringen: Bei Anlagen zur Brauchwassererwärmung sollte die Kollektorfläche etwa 1,2 bis 1,5 m² bei Flachkollektoren, bzw. 1 bis 1,2 m² bei Vakuumröhren-Kollektoren betragen.[17] Das Volumen des Speichers sollte etwa das 1,5 bis 2fache des täglichen Warmwasserbedarfs pro Person umfassen, d.h. 80 bis 100 l pro Person.[18] Bei der Rohrleitung reichen für Anlagen im Ein- bis Zweifamilienhaus in der Regel Kupferleitungen mit einem Durchmesser von 15 bis 18 mm aus, um einen optimalen Wärmetransport zu gewährleisten.[19]

In diesem Kapitel konnten nicht alle Anlagetypen betrachtet werden. Der Vollständigkeit halber sollen hier noch die Luftkollektoren zur Raumheizung und die noch relativ neuen Low-Flow-Systeme erwähnt werden. Bei Luftkollektoren wird als Wärmeträgermedium die Luft selbst benutzt und z.B. zur Erwärmung von Räumen, ganzen Gebäuden, Schwimmbädern oder Hallen genutzt. Low-Flow-Anlagen sind Anlagen zur Warmwasserbereitung. Low-Flow-Systeme zeichnen sich durch einen geringen Kollektordurchfluß aus. Während bei oben beschriebenen Kollektoren mit Umwälz-Mengen von ca. 60 Litern pro Stunde und Quadratmeter zirkuliert wurde, sind es bei Low-Flow-Systemen nur 25 Liter.[20] Dies setzt extrem geringe Wärmeverluste voraus, denn diese würden bei einem normalen System mit derselben Durchflußrate aufgrund des großen Unterschiedes zwischen Kollektortemperatur und Umwelt groß werden (siehe Abb. 3.1.2). Können die Verluste minimiert werden, genießt man dagegen die Kostenvorteile, die aufgrund dünnerer Steigleitungen und geringerer Füllinhalte der Anlage entstehen.[21]

 

1 Göring J., Schirmer U., 1998: 53ff.

2 Göring J., Schirmer U., 1998: 53ff.

3 Göring J., Schirmer U., 1998: 53ff.

4 Göring J., Schirmer U., 1998: 53ff.

5 Brunold S., Frei U., Frey R., Online-Information vom 14.11.1998

6 DGS (Hrsg.), 1997, Solarthermie 3

7 Quaschning V., 1998: 91

8 DGS (Hrsg.), 1997, Solarthermie 3

9 Quaschning V., 1998: 102ff.

10 DFS (Hrsg.), 1997: 5

11 DGS (Hrsg.), 1997, Solarthermie 2

12 DGS (Hrsg.), 1997, Solarthermie 2

13 PESAG, Online-Information vom 18.08.1999

14 Bund der Energieverbraucher e.V. (Hrsg.), 1999: 26

15 Landesgewerbeamt Baden-Württemberg (Hrsg.), 1997: 16

16 Henning H.-M., Hindenburg C., 1999: 28

17 DFS (Hrsg.), 1997: 4

18 DFS (Hrsg.), 1997, Solarthermie 2

19 DFS (Hrsg.), 1997, Solarthermie 2

20 Müller U., 1997: 124

21 Müller U., 1997: 124

zurück zum Inhaltsverzeichnis