7.3 Hemmnisse und Akzeptanz

Ende 1996 waren in Deutschland über 1,7 Mio. m² Sonnenkollektoren zur Erwärmung von Brauchwasser, zur Heizungsunterstützung oder zur Schwimmbeckenerwärmung installiert.[1] Nach Kaltschmitt und Wiese[2] beträgt das für solare Anwendungen nutzbare Dachflächenpotential für Wohn- und Nichtwohngebäude zusammen 800 km². Daraus folgt, daß zur Zeit noch weniger als ein Promille der verfügbaren Dachfläche mit Kollektoren belegt ist. Es besteht also ein erhebliches Ausbaupotential.

Im Schnitt fallen, nimmt man die 1,7 Mio. m² Sonnenkollektoren als Ausgangsbasis, auf 100 Einwohner der Bundesrepublik etwa 2,1 m² Kollektorfläche. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit auf Platz 5.

 

Abbildung 7.3.1 zeigt die installierte Kollektorfläche pro tausend Einwohner in Europa:[3]

 

Bei allen Akzeptanzproblemen bezüglich der Solaranlagen besteht weitgehend Einigkeit darüber, daß der Einsatz von Solaranlagen sinnvoll ist. Trotz dieses einhelligen Votums für die Solarenergie gehören Solaranlagen immer noch zu einem seltenen Bild in der Landschaft. Gewertet werden in der Umfrage nur die Antworten von Personen, denen die jeweilige Technologie bekannt ist.

Abbildung 7.3.2

Wie läßt sich die Quote derer, die eine Solaranlage nutzen, erhöhen; wie läßt sich also die Akzeptanz von Solaranlagen erhöhen und wie lassen sich Hemmnisse abbauen?

Zuerst scheint mir eine Betrachtung sinnvoll, aus welcher Motivation heraus eine Person zum Anlagenbesitzer wird, bzw. aus welchem Grund er sich vorstellen könnte, eine solche zu nutzen. Fragt man also nach den Gründen, die aus der Sicht des Verbrauchers für die Nutzung einer Solaranlage sprechen, wird an erster Stelle der Umweltschutz genannt. Von den Personen, denen die Technik von Photovoltaik und/oder Solarthermie bekannt ist, geben 81,7% den Umweltschutz für die Nutzung einer Solaranlage an. Weitere wichtige Gründe liegen in der Unabhängigkeit des Energiesystems (59,3%) und in der Hoffnung auf eine langfristige Kostenersparnis.

Abbildung 7.3.3 zeigt Gründe für die Nutzung einer Solaranlage

 

 

Nach einer Studie des Forums für Zukunftsenergien, in der Betreiber von solarthermischen und photovoltaischen Anlagen nach ihrer Motivation für den Kauf einer Anlage gefragt wurden, finden diese volkswirtschaftliche Gründe nach den ökologischen am wichtigsten. Betriebswirtschaftliche Gründe stehen deutlich hinter den volkswirtschaftlichen.[4] Nach dieser Studie spielen Werbung, Prestige und ästhetische Gründe die geringste Rolle für die Entscheidung, eine Solaranlage anzuschaffen. Im Hinblick darauf, daß die Werbung in diesem Bereich in den letzten Jahren stetig forciert wurde, bleibt abzuwarten, ob dies mit einem positiven Effekt auf das Käuferverhalten verbunden ist.

Deutliche Unterschiede bei der Nutzung von Solaranlagen zeigen sich bei einem Vergleich zwischen verschiedenen Haustypen; also zwischen Einfamilienhäusern, kleineren Mehrfamilienhäusern (bis zu drei Wohnungen) und großen Mehrfamilienhäusern (über drei Wohnungen). Es werden in Einfamilienhäusern sowohl die meisten Kollektoranlagen genutzt, als auch das meiste Interesse an einer möglichen Anschaffung gezeigt. Von den 173 in Einfamilienhäusern wohnenden Personen nutzen 11% eine solarthermische Anlage. Dieser Wert scheint zu hoch, was ich mir aus den Antworten per Internet erkläre. Allein hier sind 7 von den 24 in Einfamilienhäusern lebenden Personen zu verzeichnen (=29,2%), was sich leicht dadurch erklären läßt, daß das Interesse für das Auffinden des Fragebogens vorhanden sein muß. (vgl. Kapitel 7.1). Ohne Internet sinkt der Wert für die Nutzer von Solaranlagen auf 6,6%.

Abbildung 7.3.4

 

In kleinen Mehrfamilienhäusern bis zu drei Wohnungen sinkt der Wert derer, die eine solarthermische Anlage nutzen, auf 3% und bei Mehrfamilienhäusern mit vier und mehr Wohnungen sogar auf 1,1%. Auffällig ist die hohe Korrelation zwischen der Nutzung einer Kollektoranlage und dem Interesse am Kauf einer Anlage bezogen auf die verschiedenen Haustypen mit einem Korrelationskoeffizienten von r = 0,98. (Ohne Berücksichtung der Antworten aus dem sogar Internet 0,999) Aufgrund der wenigen Wertepaare (nur 3) darf diese Korrelation aber auf keinen Fall überbewertet werden. Sie zeigt jedoch, daß der Haustyp bei der Realisierung des Kaufinteresses keine ausschlaggebende Rolle spielt. Daraus ergibt sich wiederum, daß bei Mehrfamilienhäusern durch die nur wenigen installierten Kollektoranlagen ein hohes Ausbaupotential besteht. Eine gezielte Werbung, die Mehrfamilienhäuser anspricht, kann also hier den Markt wesentlich beleben. Die Abbildung zeigt weiter, daß in kleinen Mehrfamilienhäusern verstärkt Interesse für den Kauf einer Gemeinschaftsanlage besteht, was obiger Argumentation zugute kommt. Ein mögliches Handicap, dem die Bewohner in Mehrfamilienhäusern ausgesetzt sind, ist die Tatsache, daß sie erstens Rücksicht auf die anderen Bewohner nehmen müssen und zweitens, sofern sie Mieter sind, nicht alleine entscheiden können. Bei einer Gemeinschaftsanlage sind auch positive Interessen der anderen Bewohner vonnöten, bei Mietverhältnissen muß der Vermieter mitspielen.

Das gerade in Einfamilienhäusern das Interesse für den Kauf einer Solaranlage besonders groß ist, belegt auch ein Vergleich mit den eingeholten Erkundigungen über Fördermaßnahmen. Diese Erkundigungen sind in bezug auf die Anschaffung höher zu bewerten, als das generelle Kaufinteresse.

 

Die Gründe gegen die Nutzung einer Anlage sind vielschichtiger und oft subjektiver Natur.

Abbildung 7.3.5

In diesem Zusammenhang scheint mir, wenn sie auch nur selten explizit genannt werden, die Unkenntnis über die Technologien und mangelnde Informationen ein Kernpunkt zu sein. Insgesamt zeigt sich, daß es bei dieser Frage wesentlich weniger Nennungen gibt, als bei der Frage nach den Gründen für eine Nutzung; die Gründe für eine Nutzung scheinen also zu überwiegen. Interessant ist, daß die Wirtschaftlichkeit der Anlage weit weniger ins Gewicht fällt, als die Investitionskosten, was die Bedeutung der volkswirtschaftlichen Komponente untermauert.

 

In Hinblick auf die Ergebnisse meiner Umfrage lassen sich die Hemmnisse und Akzeptanzprobleme mit folgenden Aussagen der Befragten beschreiben:

Unkenntnis / mangelnde Informationen:

Zu den grundlegenden Kenntnissen über Solaranlagen sollten in jedem Fall Wirkungsweise, Kosten und Voraussetzungen für den Einbau zählen. Die Umfrage zeigt, daß vielen, die glauben die Technologie von Solarthermie und Photovoltaik zu kennen, der Unterschied zwischen den beiden Techniken nicht bekannt ist, was sich beispielsweise an den Preisvorstellungen zeigt. Dieses Problem geht eindeutig zu Lasten der Solarthermie. Aufgrund der hohen Faszination, die von Solarzellen ausgehen (Strom quasi aus dem Nichts), ist diese Technologie geläufiger als die der Sonnenkollektoren, und die Vorstellungen der Preise für die Zellen sind sehr hoch. Einen Übertrag auf solarthermische Anlagen macht diesen gegenüber den photovoltaischen Anlagen daher das Leben schwer.

Einen Preis für eine Solaranlage für einen durchschnittlichen 4-Personen-Haushalt zu schätzen ist ohnehin schwer; die Umfrage zeigt, daß hier jeder eine differenzierte Vorstellung der Anlage hat. Eine Vollversorgung kann durch eine Solaranlage in der Regel nicht gewährleistet werden. Eine durchschnittliche Solaranlage sollte nach den in Kapitel 4.1 erfolgten Betrachtungen im Jahr etwa 60% des Warmwasserbedarfs decken. Die Gesamtkosten belaufen sich in diesem Fall auf etwa 10.000 DM. Photovoltaik-Anlagen sind teurer in ihrer Anschaffung; eine durchschnittliche 2 kWp-Anlage kommt momentan auf Kosten von 30.000 DM. Um eine Netto-Vollversorgung zu erreichen wäre im Schnitt eine 4 kWp-Anlage nötig, die im Preis zwischen 40.000 und 50.000 DM liegt. Aber abgesehen von der Definition der Anlagegröße weichen die Preisvorstellungen unverhältnismäßig weit voneinander ab. Sie reichen bei solarthermischen Anlagen von 150 bis 100.000 DM (12,4% machten keine Angaben), bei photovoltaischen Anlagen von 500 bis 275.000 DM (hier machten 16,1% keine Angaben). In die Wertung gehen nur die Personen ein, die Kenntnis über die jeweilige Technik angeben. Nimmt man bei solarthermischen Anlagen die großen Ausreißer (5 Werte über 60.000 DM und der Wert bei 150 DM) aus der Wertung, ergibt sich ein durchschnittlicher Wert von 14.500 DM. Die meisten Werte bewegen sich zwischen 6.000 und 20.000 DM. Aufgrund der unterschiedlichen Vorstellungen macht hier eine genauere statistische Betrachtung keinen Sinn. Bei photovoltaischen Anlagen liegt der Mittelwert bei 25.880 DM. Im Gegensatz zu solarthermischen Anlagen werden hier die Kosten geringer als der tatsächliche Durchschnittswert geschätzt; die Werte für die verschiedenen Anlagen tendieren also aufeinander zu. Ein zweiter wichtiger Gesichtspunkt bei der Schätzung der Preise ist die Tatsache, daß viele Personen (18%) die Preise für solarthermische und photovoltaische Anlagen gleich hoch geschätzt haben. Beide Tatsachen weisen darauf hin, daß Solarthermie und Photovoltaik oft miteinander verwechselt werden, bzw. als sehr ähnlich betrachtet werden.

Unkenntnis und mangelnde Informationen sind aber nicht nur auf dem Gebiet der Technologie vorhanden, sondern auf allen denkbaren Ebenen, die mit der Planung und dem Einbau der Solaranlagen zu tun haben. Deutlich wurde dies durch die Studie des Forums für Zukunftsenergien. Bei photovoltaischen Anlagen wird auf eine Verbesserung der Genehmigungsverfahren gedrängt:

"Sofern behördliche Genehmigungen notwendig waren, bestehen die Probleme in der Fachkompetenz sowohl der Behörde als auch beim Antragsteller. ... Zusätzlich bringen auch die eigentlich zuständigen Installateure nicht das notwendige Fachwissen mit, um den Bauherrn bei derartigen Verfahren zu unterstützen. Letztlich basieren die Mängel in Genehmigungsverfahren auf Unkenntnis auf Seiten der Behörden wie der zuständigen Installateure bzw. Handwerker, ..."[5]

Noch größer scheint die Unwissenheit bei den baurechtlichen Genehmigungen von solarthermischen Anlagen:

"Die Befragung der Betreiber von Solaranlagen macht eine erstaunlich hohe Anzahl von Genehmigungsanträgen offensichtlich, die ohne Notwendigkeit gestellt und bearbeitet wurden; Genehmigungsverfahren sind nur in Ausnahmefällen nötig. Diese Erfahrung bestätigt die bisher vielfach beobachtete Unkenntnis von Behörden vor Ort, die oftmals unnötige Nachweise verlangen."[6]

 

Fazit:

Grundlegende Kenntnisse über die Technologien zur Nutzung regenerativer Energiequellen und ein verstärktes ökologisches Umweltbewußtsein sollten schon in der Schule vermittelt werden. Im Zusammenhang mit Solaranlagen lassen sich auch leicht volkswirtschaftliche Zusammenhänge unserer Energieversorgung aufzeigen.

Aber nicht nur bei den Technologiekenntnissen mangelt es an Informationen. Solarthermische Anlagen sind dann am günstigsten, wenn sie beim Bau des Hauses gleich mit in die Planung einbezogen werden. Auch wenn die Anschaffung nicht gleich mit dem Bau verbunden werden soll, so können doch für wenig Geld die Voraussetzungen für eine spätere Installation geschaffen werden, z.B. durch die Einplanung von Lehrrohren oder die Anschaffung eines Heizkessels mit der Option zum Einbau eines zweiten Wärmetauschers. Gefragt ist hier also Beratung vor dem Bau über ein Archiktektur- oder Ingenieurbüro; dies setzt allerdings ein geschultes Personal voraus.

Als weiteres Hemmnis ist die Unkenntnis von Behörden und Installateuren zu erwähnen. Möglichkeiten, hier Abhilfe zu schaffen, wären neben Schulungsmaßnahmen zum einem die generelle Abschaffung der Genehmigungspflicht für Kleinanlagen und zum anderen die Vereinfachung der Förderanträge.

Zu teuer / unwirtschaftlich:

Ein Stück weit wurde dieses Problem schon bei Punkt i angesprochen. Ein Problem sind die Kosten gerade dann, wenn der Einbau der Anlage am billigsten wäre, nämlich während der Bauphase des Hauses. Der Erbauer dreht hier jede Mark zweimal um und wird eine Solaranlage zuerst als unnötigen Luxus ansehen. In der Umfrage spricht für 42,5% der Befragten der hohe Preis für Solaranlagen gegen eine Nutzung derselben; das mögliche Problem einer unwirtschaftlichen Anlage steht mit 17,1% dagegen eher im Hintergrund. Auch hier sehe ich das Problem in den überhöhten Preisvorstellungen. Die Preise von Solarmodulen und Kollektoren sind den letzten Jahren erheblich gesunken. Die hohen Investitionskosten sind vorwiegend ein Problem der Photovoltaik, was von dort leider auch auf die Solarthermie übergreift. Die Stromgestehungskosten liegen heute bei Kleinanlagen immer noch weit über einer Mark je kWh und über mehr als dem Zehnfachen der Vergütung des aufnehmenden EVU. Großen Einfluß auf die Investition in eine Solaranlage haben hier Förderprogramme (vgl. Kapitel 5).

 

Fazit:

Bei der Betrachtung der Investitionskosten und der Wirtschaftlichkeit der Anlage sollte der Schwerpunkt auf einer volkswirtschaftlichen Betrachtungsweise liegen. Eine höhere Versteuerung der herkömmlichen Energieträger, bzw. eine Anpassung der Energiepreise im Hinblick auf die externen Kosten derselben (vgl. Kapitel 6), würde Solaranlagen konkurrenzfähig machen; mit der Liberalisierung auf dem Strommarkt geht die Entwicklung hier momentan leider in die falsche Richtung. Weiter wäre eine Erhöhung der Einspeisevergütung gemäß Stromeinspeisegesetz wünschenswert, aber auch hier läuft die Entwicklung in die falsche Richtung: Seit 1995 nimmt der Vergütungssatz stetig ab (vgl. Kapitel 5).

 

Schlechte Erfahrungen:

 

Schlechte Erfahrungen mit Solaranlagen wurden in erster Linie in deren Anfangsjahren nach der Wirtschaftskrise der 70er Jahre gemacht. Schuld waren hier vor allem falsche Dimensionierungen der Anlagenkomponenten durch falsch dimensionierte Förderprogramme (vgl. Kapitel 5), sowie überhöhte Erwartungen. Überhöhte Erwartungen, die oft aus einer unangemessenen Werbung hervorgehen, sind auch heute noch ein Grund für mögliche Enttäuschungen in nachhinein. Lieblingssprüche der Werbung sind: Strom bzw. Warmwasser zum Nulltarif; es wird also deutlich auf einen betriebswirtschaftlichen Gewinn hingewiesen, der, wie Kapitel 6 gezeigt hat, vorhanden, aber in der Regel nicht allzu groß sein kann. Ein Problem in Verbindung mit "Schlechten Erfahrungen" ist zudem, daß sie nicht auf denjenigen beschränkt bleiben, der sie gemacht hat. Mund-zu-Mund-Propagande kann schnell zu einem schlechten Image und zu Vorurteilen führen, weil sich schlechte Informationen eher halten als Gute und so noch über Jahre hinaus der Akzeptanz der Solarenergie abträglich sind

Fazit:

Die Werbung für Solaranlagen sollte nicht zu sehr betriebswirtschaftliche Gewinne versprechen, sondern vielmehr auf die ökologischen Vorteile, wie z.B. die niedrigen Schadstoffemissionen, hinweisen; bzw. auf die volkswirtschaftlichen Nachteile der herkömmlichen Energieträger. Gerade die, die sich eine Anlage aus betriebswirtschaftlichen Gründen anschaffen würden, wären wohl bei einem nur minimal unter dem Optimum liegenden Betrieb enttäuscht. Die Umfrage zeigt, daß der Umweltschutz der Hauptgrund für die Nutzung der regenerativen Energiequellen ist. Darauf sollte aufgebaut werden.

 

Kein eigenes Haus:

 

Kein eigenes Haus zu besitzen, muß nicht zwingend den Verzicht auf eine Solaranlage bedeuten. Kapitel 7.1 hat gezeigt, daß gerade in kleineren Mehrfamilienhäusern ein erhebliches Ausbaupotential besteht; hier kann sich eine gezielte Werbung als sinnvoll erweisen. Zusätzlich zeigt die Studie des Bremer Energie-Instituts, daß mittelgroße Solaranlagen, die auf einem niedrigen solaren Deckungsgrad ausgelegt sind, niedrigere Wärmegestehungskosten als Kleinanlagen aufweisen (vgl. Kapitel 6). In Miethäusern kann eine Renovierung den Anstoß geben, nicht nur auf lange Sicht Energie einzusparen, sondern auch den Wert des Hauses zu steigern.

 

Ungünstige Lage:

 

Ein großes Handicap bei der Nutzung einer Solaranlage kann eine ungünstige Lage sein. Dazu lassen sich zählen: geringe Anzahl von Sonnenstunden, geringe Strahlungsintensität, West-Ausrichtung oder in Tallagen eine starke Abschattung. In diesen Fällen muß auf jeden Fall mit Simulationsprogrammen geprüft werden, ob sich eine Solaranlage überhaupt rentiert, oder ob beispielsweise eine verstärkte Wärmedämmung nicht sinnvoller wäre. Die eigene Lage wird jedoch nicht immer richtig eingeschätzt. In der Umfrage geben 21,4% der Befragten, denen photovoltaische Anlagen und/oder solarthermische Anlagen bekannt sind, eine ungünstige Lage als Grund gegen die Nutzung einer Solaranlage an. Erstaunlich ist, daß davon 20% einen günstigen Wohnort angeben; mitten in der Oberrheinebene z.T. mit einer Ausrichtung nach Süden. Die breitengradabhängig schlechtere Situation kann bei solarthermischen Anlagen leicht durch eine größere Kollektorfläche und einen größeren Speicher ausgeglichen werden. Die Europäische Solarindustrievereinigung (ESIF) gibt in einem Vergleich zwischen Süd-, Mittel- und Nordeuropa folgende typische Werte für Dimension, Wärmeertrag und Kosten von Solaranlagen an:

 

Tab 7.3.6 zeigt typische Werte für Dimension, Wärmeertrag und Kosten von Solaranlagen zur Brauchwassererwärmung in Einfamilienhäusern:[7]

Region Nordeuropa Mitteleuropa Südeuropa
Kollektorfläche [m²] 4-6 3-5 2-4
Speicherinhalt [Liter] 200-300 200-300 100-200
jährlicher Wärmeertrag der Anlage [kWh/m²a] 300-450 400-550 500-650
Kosten [ECU/m²] 400-1000 400-1000 300-600

 

Einen deutlichen Vorteil zeigt hier Südeuropa; zwischen Nord- und Mitteleuropa sind die Unterschiede nur gering. Die südeuropäischen Anlagen können aufgrund der klimatischen Bedingungen sehr einfach und klein ausgelegt sein und können trotzdem leicht bis 90% des jährlichen Warmwasserbedarfs decken.[8] Es bieten sich daher Thermosiphonsysteme an. Für Mittel- und Nordeuropa kommen die gleichen Systeme in Frage, sie unterscheiden sich nur in der benötigten Kollektorfläche.

 

Als letzter Punkt müssen noch einmal Förderprogramme angesprochen werden. In der Untersuchung des Forums für Zukunftsenergien geben die Besitzer von solarthermischen Anlagen, wenn sie nach dem Ereignis gefragt werden, welches sie zu ihrer Investition veranlaßt hat, überwiegend die Förderprogramme an.[9] Die Qualität der verfügbaren Informationen über Förderprogramme beurteilen Sie bei solarthermischen Anlagen auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 5 (mangelhaft) mit 3,5[10], bei photovoltaischen Anlagen dagegen mit 2,5.[11] Es wurde schon angesprochen, das die Photovoltaik einer höheren Förderung bedarf. Mit dem 100.000-Dächer-Programm dürfte heute die Qualität der verfügbaren Information über Förderungen für PV-Anlagen noch positiver beurteilt werden. Insgesamt läßt sich das Ergebnis dieser Studie jedoch nicht auf die gesamte Bevölkerung übertragen; Informationen über Förderprogramme werden in der Regel erst bei der Planung einer Anlage eingeholt. Folgende Abbildung zeigt, wer aus der Sicht der Bevölkerung Solarenergie fördern sollte:

Abbildung 7.3.7:

 

 

Vom Bund wird hier das meiste Arrangement erwartet. 69,2% erwarten von ihm die Förderung; 49,2% erwarten eine Förderung vom Land, 44,3% von den EVU und 39,4% von Stadt, bzw. Gemeinde.

Eine erfreuliche Entwicklung wäre demnach ein Förderprogramm für solarthermische Anlagen, das ähnlich ausgelegt ist, wie das 100.000-Dächer-Programm für die Photovoltaik.

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1 DFS (hrsg.), 1997, Solarthermiemarkt Europa 1996

2 Kaltschmitt M., Wiese A., 1992

3 ESIF (Hrsg.), 1997: 8

4 Forum für Zukunftsenergien (Hrsg.), 1997: 7-11 u. 8-8

5 Forum für Zukunftsenergien (Hrsg.), 1997: 7-28

6 Forum für Zukunftsenergien (Hrsg.), 1997: 8-37

7 ESIF (Hrsg.), 1997: 14

8 ESIF (Hrsg.), 1997: 13

9 Forum für Zukunftsenergien (Hrsg.), 1997: 8-9

10 Forum für Zukunftsenergien (Hrsg.), 1997: 8-11

11 Forum für Zukunftsenergien (Hrsg.), 1997: 7-12

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